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Die Artikel wurden inhaltlich so veröffentlicht, wie sie auch in der ABI-Zeitung abgedruckt wurden. Lediglich Formatierungen wurden geändert.
ABI - Artikel

Physik LK Pr

Ein Auszug aus dem Tagebuch des Peter Pfeifer

Physik-LK Pr: Abschlußfahrt nach Amsterdam


Ein Auszug aus dem Tagebuch des Peter Pfeifer


...

Dienstag, 2.9.97: Heute war wieder ein anstrengender Tag. Erst die blöden Siebtklässler, die keinen Plan von Physik haben, dann meinen LK –die haben auch keine große Ahnung von Physik. Nun ja, auf jeden Fall haben sie heute eine halbwegs disziplinierte Abstimmung über das Ziel unser Abschlußfahrt abgehalten: es steht also fest, wir fahren nach Prag. Eigentlich wäre ich ja lieber nach Frankreich gefahren, da hätte ich mir ein paar Flaschen Wein mitnehmen können, aber Prag ist auch nicht schlecht.

...

Donnerstag, 4.9.97: Ich glaube, die Schwächen eines demokratischen Systems erkannt zu haben. Zumindest in der Schule sollte wieder die Diktatur eingeführt werden. Jetzt haben doch meine 13er das Ergebnis der Abstimmung von letzter Woche angefochten und erneut abgestimmt, nur weil zwei gefehlt haben –komisch, in Mathe waren sie da, die haben bestimmt blau gemacht. Egal, neues Ziel der nun endgültigen Abstimmung ist Frankreich, vielleicht komme ich jetzt doch noch zu meinem Wein.

...

Donnerstag, 11.9.97: Jetzt reicht es mir endgültig. Heute morgen wollten diese Knallköpfe doch tatsächlich eine neue Abstimmung! Ich glaube, die haben nur keine Lust auf Unterricht... Das mit dem Wein kann ich jetzt wohl vergessen, die wollen nämlich nach Amsterdam. Morgen muß ich gleich die Reservierung für die Fahrt machen, bevor sie es sich wieder anders überlegen.


4 Wochen später..


Sonntag, 12.10.97: Endlich angekommen. Heute morgen sind wir losgefahren, mein Kurs hat schon im Zug angefangen, zu trinken und in den Taschen hat es so verdächtig geklirrt, das kann ja heiter werden. Endlich in Amsterdam angekommen, stand uns noch ein zehnminütiger Fußmarsch bevor, das scheint ein heißes Pflaster hier zu sein nur Asoziale hier, und auch unsere Unterkunft war ein seltsamer Schuppen. Im Aufenthaltsraum roch es sehr merkwürdig, und die Leute schauten uns geistesabwesend an. Wir haben dann erst einmal unser Gepäck in den vierten Stock schleppen müssen – ein Fahrstuhl wäre nicht schlecht. Das Restaurant, das eigentlich gegenüber sein sollte, war mindestens einen Kilometer entfernt, das Abendessen war auch nicht gerade toll. Und zum Essen wurde nur Leitungswasser gereicht. Das Bier, das ich mir bestellte, wurde in einem süßen kleinen Glas gebracht, viel zu wenig für drei Gulden - also privat würde ich hier nicht herkommen…

Abends waren wir dann noch in einem Irish-Pub in der Nähe, eine sehr gemütliche Kneipe. Aber jetzt muß ich Schluß machen, ich bin hundemüde.


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • Die Taschen waren voller Alkohol

  • Der seltsame Geruch im Aufenthaltsraum entstand durch das Konsumieren von Haschisch, die geistesabwesenden Blicke auch

  • nachdem unser Lehrer in die Falle stieg, stieg bei uns auf Zimmer Nummer 6 ein erster Alkoholexzeß, 1 Flasche Tequilla, 1 Flasche Wodka, eine Flasche Apfelkorn und Unmengen Bier wurden von sechs Leuten über Umwegen in die Toilette befördert


Montag, 13.10.97: Heute stand eine Stadtbesichtigung in Form einer Grachtenrundfahrt auf dem Programm. Leider hat es geregnet, und die Plexiglasscheiben des Bootes waren beschlagen. Meine Schüler benahmen sich sehr unfreundlich gegenüber der netten Studentin, die die Rundfahrt organisierte und recht interessante Dinge über die Hafenstadt erzählte. Manche schliefen sogar.

Mittags zogen meine Schüler gesammelt in ein FastFoodrestaurant, die wissen auch nicht was gut ist! Anschließend war in unserem „Hotel“ eine Generalsäuberung angesagt. Wir mußten unser gesamtes Gepäck aus dem vierten Stock in den Keller tragen, ein Aufzug wäre wirklich nicht schlecht.

Abends war ich dann mit fünf 13ern auf der Suche nach einer gemütlichen Kneipe, doch irgendwie haben wir nicht so ganz das Richtige gefunden, nach fünf Versuchen hatten sie genug und wollten zurück.


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • die Nachwirkungen vom Vorabend (gnadenlose Kopfschmerzen Kater) ließen uns so desinteressiert wirken

  • die Kneipentour war nur zum Aufwärmen, heim wollten wir, weil erstens in unserer Unterkunft die Happy Hour an der Bar begann, und zweitens weil auf unserem Zimmer noch jede Menge Bier wartete


Dienstag, 14.10.97: Heute waren wir in einem sogenannten Holzschuhmuseum. Das war nur ein kleiner Laden, in dem fabrikgefertigte Holzschuhe zu kaufen waren, und im Hinterzimmer standen ein paar alte Drechselbänke und Werkzeuge herum, und sowas nennt sich dann Museum, Frechheit!

Anschließend waren wir noch in einer Diamantschleiferei. Eigentlich ganz interessant, doch als ein Mitarbeiter anfing, uns Schmuck anzudrehen und Preise nannte, wurde mir klar, daß mein Lehrergehalt für so was nicht reichen würde. Dann bringe ich meiner Frau halt doch ein paar echte holländische Tulpenzwiebeln mit.

Am späten Abend habe ich dann endlich eine gemütliche Kneipe gefunden. Im „Spanischen Reiter“, in dem ich mit drei Kursmitgliedern war, habe ich mich ganz gut unterhalten. Die trinken ganz ordentlich, die Jungs! Bisher habe ich gedacht, die sind ziemlich langweilig, aber hier fand ich es eigentlich ganz passabel. Später habe ich dann noch mit ihnen Karten gespielt. Eigentlich ganz gemütlich hier, sogar ein Sofa auf dem Zimmer. Alkoholmäßig sind sie ja gut versorgt, aber Kartenspielen können sie nicht, bis auf Jonas P., alle anderen sollten besser noch mal üben. Einer lag schon im Bett. Er sah ziemlich müde aus, hat wohl doch ein Bierchen zuviel getrunken. Naja, die wollen auch ihren Spaß!


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • Ziel des Kneipentour war es, Herrn Pfeifer etwas lockerer und gesprächiger zu machen, wir hatten bis dato den Eindruck, daß er sich absonderte

  • Das Sofa im Zimmer stammt aus dem Vorraum im Flur

  • Beim Kartenspielen hat es nicht ganz so geklappt, weil wir alle besoffen/bekifft waren, bis auf Jonas P., der muß noch üben

  • Der eine, der ziemlich müde im Bett lag war leider total stoned (der hat wohl die holländischen Spezialitäten nicht vertragen)


Mittwoch, 15.10.97: Ich glaube, ich werde langsam alt. Heute morgen hatte ich doch tatsächlich Kopfschmerzen, obwohl ich eigentlich am Vorabend nicht viel getrunken habe. Nun ja, die Schüler waren auch noch nicht fit. Da lasse ich extra das Pflichtprogramm so spät anfangen, und die schaffen das nicht, um neun aufzustehen. Hoffentlich eine einmalige Ausnahme.

Im Rijksmuseum war es zwar interessant, aber wir hatten leider nur zwei Stunden Zeit. Viel zu wenig, um alles anzuschauen. Anschließend liefen wir zum Van Gogh Museum, wo ich mir ein Tonbandgerät mit Erklärungen zu ausgestellten Bildern auslieh. Keine schlechte Erfindung, könnte von mir sein. Seltsamerweise hatte ich schon lange keine Schüler von mir mehr gesehen, wo die wohl steckten?

Mittags habe ich ein nettes Fischrestaurant gefunden. Da sollte ich wohl öfter hingehen.

Abends schauten wir uns noch ein bißchen die Stadt an, ich hoffte, wir würden noch eine gemütliche Kneipe finden. Doch statt einer Kneipe fanden wir einen total verrückten Arbeitslosen, der versuchte, mit Varietékunststücken sein Geld zu verdienen. Seine Show war beeindruckend, wie er mit Kettensägen auf seinem Fahrrad jonglierte, war großartig. Doch als er neben fünf anderen Zuschauern ein Mädchen aus meinem Kurs aufforderte, sich auf den Boden zu legen, um mit dem Fahrrad über sie zu springen, wurde mir etwas mulmig. Als ich dann sah, wie der Typ mit dem Fahrrad Anlauf nahm, begann ich darüber nachzudenken, was wohl passieren würde, wenn die Sache schiefging. Zum Glück ist alles gut gegangen!

Später bin ich dann noch mit ein paar Jungs einen Trinken gegangen, die haben wieder kräftig getrunken und wollten, daß ich mittrinke, aber mir saß noch das Erlebnis mit dem tollkühnen Fahrradfahrer im Nacken, und ich dachte daran, daß ich die Aufsichtspflicht hatte.


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • die zwei Stunden fürs Rijksmuseum waren viel zu lang

  • im Van Gogh Museum waren wir alle in der Cafeteria, haben Karten gespielt und Salz in die Zuckerstreuer an Nachbartischen gefüllt (sehr lustig)

  • In der Kneipe sollte Herr Pfeifer abgefüllt werden, doch er war nicht voll, sondern alle, die versuchten ihn unter den Tisch zu trinken (böse Falle)

  • Nachts spielen Jürgen und Benni bis um fünf Uhr gegen total bekiffte Holländer Billard und verlieren trotzdem ( Wahrscheinlich lag das am abgestandenen Bier)

  • Auf unserer Etage trafen wir nachts zwei Amerikaner, denen Tobias erklärte, was Hefeweizen und Äppelwoi ist und was der Begriff „Schoppe!“ bedeutet; das endete mal wieder in einem grenzenlosen Besäufnis

  • Das Bier wurde langsam knapp, immer noch auf der Suche nach einer billigen Quelle


Donnerstag, 16.10.97: Heute stand ein Besuch des Blumenmarktes auf dem Programm. Die Schlafmützen haben es schon wieder nicht geschafft, pünktlich aufzustehen. Langsam habe ich genug von dem Verein.

Auf dem Blumenmarkt war es interessant. Habe meiner Frau Tulpenzwiebeln gekauft und mir einen Kaktus. Später bin ich wieder im Fischrestaurant Essen gegangen.

Mittags habe ich eine großartige Entdeckung gemacht. Unsere Jugendherberge besaß einen Aufzug. Das hätte man auch früher merken können, die Jungs haben ihn wahrscheinlich schon längst entdeckt und sagen mir nichts davon.

Nach dem Abendessen waren wir im Aufenthaltsraum unserer Unterkunft und haben Billard gespielt. Ob die den Impulserhaltungssatz noch können, wäre eigentlich ein gutes Thema für die nächste Klausur…


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • Aufstehen war schwer, weil wir wieder üblen Kater hatten

  • Der Blumenmarkt war für manche nur deshalb interessant, weil sie hofften, eine Hanfpflanze zu finden, oder doch zumindest ein paar Samen dieses tollen Gewächses

  • Wir können den Impulserhaltungssatz immer noch nicht (aber für was hat man eine Formelsammlung?)

  • Biervorräte wurden aufgefrischt (Schweineteuer hier in Amsterdam)


Freitag, 17.10.97: Der letzte Tag! Ich glaube ich freue mich, bald wieder Zuhause zu sein. Vor allem das Abendessen in unserem tollen Restaurant werde ich nicht vermissen. Heute gab es Gulasch, wahrscheinlich die Reste der vergangenen fünf Tage zusammengemischt, Soße drüber, fertig…

Nachmittags besuchten wir dann das Technikmuseum. Ich setzte große Erwartungen in diesen Besuch. Physik mal anders. Doch dann erwies sich das Museum als Spielwiese für Kleinkinder. Ich dachte schon, mein LK wäre unterfordert, doch dann stellte sich heraus, daß einfachste Versuche zur Interferenz schon zu kompliziert waren. Was habe ich bloß versäumt? Auf jeden Fall werde ich das nachholen, wenn wieder Schule ist.


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • Das Gulasch war aus Resten vom Vortag zusammengemischt

  • Die Computer im Museum wurden zu wilder „E-Mailerei“ mißbraucht, bis uns ein Angestellter rauswarf, Interesse an Experimenten war nicht vorhanden

  • Nachts stieg wieder eine wilde Abschiedsparty mit viel teurem Bier, irgendwie hätten wir es hier auch länger ausgehalten.


Samstag, 18.10.97: Die Heimfahrt gestaltete sich mehr als unangenehm. Eine schlechte Verbindung und übervolle Züge zwangen uns mit dem Gang vorlieb zu nehmen. Ich hoffte, bald Zuhause zu sein. Zum Glück war im nächsten Zug mehr Platz, sogar ein Getränkeverkäufer kam vorbei und ich gönnte mir ein kühles Bier. Meine Frau holte mich am Bahnhof in Heppenheim ab, endlich wieder bei meiner Familie.


Was Herr Pfeifer nicht wußte:

  • BACK AGAIN IM ODENWALD – erst mal `n Schmucker!




Was wir nicht wußten:

  • In unserer Jugendherberge gibt es einen Fahrstuhl (Kofferschlepperei umsonst)

  • Das Verfallsdatum des Bieres im Getränkeautomat im Aufenthaltsraum war abgelaufen (keiner hat’s gemerkt... warum bloß nicht?)

  • 500 Meter von unserer Unterkunft entfernt steht ein Supermarkt mit billigem Bier darin (2 Gulden pro Dose war dann wohl doch zuviel)

  • Fast Food wird auf die Dauer richtig teuer, macht nicht satt und ist eine schlechte Basis für Alkohol

  • Im Frühstücksraum gibt es einen Toaster (Jeden Morgen pappiges Weißbrot war ziemlich eklig)

  • Peter Pfeifer verträgt mehr Bier als wir (dachten?)

  • Es ist gar nicht so einfach, einen Lehrer aus der Reserve zu locken und eine außerschulische, persönliche Beziehung aufzubauen




Lieber Pit!

Vielleicht gingen wir Dir manchmal auf die Nerven, vielleicht waren wir Dir zu kindisch (gell Tobias) , vielleicht störte Dich unser physikalisches Unwissen (gell Daniel)…

Sicher war es nicht immer einfach mit uns, aber denke immer dran, es hätte schlimmer kommen können!


Vielleicht ist es ein Armutszeugnis, wenn wir es hier nicht zustande bringen, Danke zu sagen für die schöne Zeit in Amsterdam, die witzigen Physikstunden und erlebnisreiche Kurstreffen,… aber ist es denn überhaupt möglich, sich bei jemanden dafür zu bedanken, daß er so ist wie er ist?

Sollten wir uns nicht lieber beim großen Stundenplanmacher dafür bedanken, daß er ausgerechnet Dich für diesen Kurs einteilte…? Nein! Jetzt haben wir‘s: wir bedanken uns bei uns selbst dafür, daß wir in unserer großen Klugheit Deinen Kurs gewählt haben…


Wir sagen: Danke Daniel

Danke Jürgen

Danke Andreas

Danke Joachim

Danke Benni







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© Benjamin Stritter 2001 Letztes Update:  12.09.2023 Besucher seit dem 01.04.2001: